Maxhaus

Lea Ammertal und ich werden ab dem 5. Mai 2025  für eine Woche zu einer Künstlerinnen Residenz im Maxhaus in Nordhalben sein.

 

Waldkleid

Unser Thema wird "Waldkleid" sein, die Zusammenführung von lyrischen Waldtexten (Lea) und Waldbildern (Ulli). Damit haben wir bereits hier bei uns im Schwarzwald begonnen - jetzt geht es um die Weiterführung des Konzepts unter Einbeziehung des Frankenwalds und der Atmospähre, die uns in Nordhalben und Umgebung begegnet.

 

Für alle Interessierten stehen dazu am Montag , den 5.Mai und am Mittwoch, den 7. Mai von 17-18h im Maxhaus die Türen offen und wir freuen uns, wenn Sie einfach reinschauen.

Am 9. Mai werden wir von 16-18h das zeigen, was wir in der Woche erarbeitet haben - wenn Sie die Woche mit uns ausklingen lassen, dann ist das für uns ein schönes Finale.

elementar

Unter der Fragestellung


„Was verbindet Sie mit Nordhalben, der Umgebung - den Menschen?“

laden wir Sie ein, Teil des Ganzen zu sein. Lassen Sie uns wissen, ob Sie für ein Foto zur Verfügung stehen, (nur oder auch) mit uns sprechen wollen oder uns Ihre eigenen Gedanken überlassen wollen - solange Sie Freude an diesem Experiment haben und sich darauf einlassen wollen, finden wir das, was zu Ihnen passt!

Natürlich wäre es uns lieb, wenn Sie sich im Vorfeld bei uns melden, so daß wir die Randbedingungen und die Terminfindung entspannt klären können, aber vielleicht wollen Sie sich auch erst vor Ort ein Bild von uns machen - wie auch immer: wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!

Die (von Ihnen authorisierten) Ergebnisse zeigen wir am Freitag, den 9. Mai 2025 im Maxhaus, wir planen ein Booklet für das Maxhaus zusammenzustellen und wir präsentieren sie ab dem 9. Mai auf dieser Webseite. Es wird keine Videos geben und keine Veröffentlichungen auf  X, Instagram, YouTube...

 

Konkretes zum geplanten Ablauf Ihres Mitmachens

Also vorneweg: Wir möchten beiden Seiten soviele (künstlerische) Freiheiten wie möglich lassen!

 

Wenn Sie Interesse haben, sich unter der Fragestellung "Was verbindet Sie mit Nordhalben, der Umgebung - den Menschen" fotografieren zu lassen, dann freuen wir uns, wenn Sie sich über das Kontaktformular unter bei uns melden - oder auch direkt per mail an ulli.wicke@online.de. Je nachdem was Sie dann als Ihren Anker in Nordhalben benennen, planen wir dann mit Ihnen die Fotosession entweder an einem bestimmten von Ihnen vorgeschlagenem Ort oder an einer neutralen Stelle. Das fotografierte Ergebnis verabeiten wir dann indem wir es mit "Text" ergänzen. Auch hinsichtlich dieses Textes sind wir auf das angewiesen, was Sie uns mitteilen wollen. Unser Wunsch ist, Ihren Input möglichst authentisch für Sie und gleichzeitig ausdrucksvoll für den Betrachter mit dem Bild zusammenzufügen.

 

Die Ergebnisse dieser Woche möchten wir gerne am Freitag, den 9. Mai im Maxhaus präsentieren. Darüberhinaus planen wir ein kleines Booklet zu machen (das hängt auch davon ab, wieviele wir von Ihnen überzeugen können mitzumachen), und wir werden die Werke auf dieser Web-Seite veröffentlichen. Sie bekommen im Anschluss unentgeltlich von "Ihrem" Werk einen Ausdruck in der Größe von 20x30 cm und  - sofern es zustande kommt - ein Exemplar des Booklets.

 

Das alles haben wir auch in der Einverständniserklärung (s.u.) zusammengefasst, die wir von Ihnen unterschrieben benötigen.

 

Bis dahin: schreiben Sie uns einfach an oder kommen Sie rein!

 

Wir freuen uns auf Sie                  

 

Lea und Ulli

 

 

Leas Tagebuch

 

 

4.Mai

Nordhalben

 

 

Klappe 1 Ankunft:

 

Während der letzten Kilometer Autofahrt steigt die Spannung: Was erwartet uns im Maxhaus, welche Erwartungen begegnen uns? Finden wir während dieser einen Woche überhaupt einen Zugang zu diesem Ort, seinen Leuten?

 

Heidi und Otmar Adler begrüßen uns bei Kaffee und selbstgebackenem Käsekuchen in ihrer Villa. Noch am Kaffeetisch gibt Otmar eine Einführung in die Entstehungsgeschichte des Maxhauses als Impulsgeber für eine Gemeinde, die durch Abwanderung von mehr als der Hälfte ihrer Bewohnerschaft in Folge von Fabriken-und Geschäftsbetriebssterben nach der Wende auszubluten drohte.

 

In Kooperation mit einer Essener Künstlergruppe wurde die Idee entwickelt, Nordhalben neu zu beleben, indem für Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit geboten wurde, hier im Ortszentrum in einem begrenzten Zeitraum zu leben und zu arbeiten und damit für Lebendigkeit und neue Zukunftvisionen zu sorgen.

 

Mit großem ehrenamtlichem Engagement und finanzieller Unterstützung durch die Stiftung einer ehemaligen Nordhalberin, Frau Elisabeth Neumeister, wurde das baufällige Maxhaus renoviert und hergerichtet. Im August 2016 zogen die ersten Künstlerinnen und Künstler ein und waren begeistert, wie sich im Gästebuch nachlesen lässt.

 

Wir lauschen Otmars Erinnerungen, die durch Heidi mit einem Lächeln ergänzt werden. Das Gefühl von Fremdheit verfliegt.

 

Und dann halten wir tatsächlich die Schlüssel für unser Domizil der kommenden Tage in Händen.

 

Ab jetzt sind wir Residenzkünstlerinnen.

 

 

 

Klappe 2 Albert:

  

Vor der Eingangstür zum Schauatelier, in welchem Fotografin Ulli und Dichterin Lea am ersten Abend gerade eine Staffelei aufstellen, hält ein Fahrradfahrer und steigt ab.

 

Albert, wie er sich vorstellt, tritt durch die Tür, den Fahrradhelm auf dem Kopf, Fahrradhandschuhe an den Händen.

 

"Ich bin hier der Mann fürs Praktische".

 

Er zeigt uns den Ofen im Keller. Den Aschekübel.Das Feuerholz.

 

Obwohl wir schon Mai haben, ist es nochmal kalt geworden und wir sind froh, einheizen zu können.

 

In unserer Bewerbung und im Ankündigungstext steht, dass unser Arbeitsansatz in Nordhalben interaktiv angelegt ist.

 

Jetzt müssen also Worten Taten folgen und Albert wird sofort gefragt, ob er bereit wäre, ein wenig von sich zu erzählen und sich dabei fotografieren zu lassen.

 

Spontan lehnt Albert ab. Er sei nicht fotogen.

 

"Kein klassisches Posieren wie in den Foto-Studios", versuchen wir ihn umzustimmen, "du wirst Fragen beantworten und gar nicht merken, dass du dabei fotografiert wirst".

 

"Ich habe da eine Idee, ich würde am liebsten dein Gesicht hinter dem Vorderrad deines Fahrrads fotografieren", sagt Ulli, und damit erreicht sie Kehrtwende. "Also gut, wann?"

 

"Wenn es dir gleich morgen passt?"

 

"Morgen, 14 Uhr bin ich da."

 

5. Mai

Nordhalben

 

 

Klappe 3 Morgenroutine:

  

Schon jetzt ist das mein Lieblingsplatz morgens in der Küche:

 

noch schlaftrunken zum großen Fenster hinausblicken. Durch die Linde am rechten Bildrand schimmert die erste Morgensonne.

 

Das Feuer knistert schon ( Feuer? Es ist Mai! Ja, und trotzdem war die Nacht bitterkalt. Ein Glück, dass wir die Einweisung durch Albert am Ofen hatten !), die Kaffeemaschine blubbert.

 

Im Radio läuft die Sicilienne für Cello und Streichinstrumente von Gabriel Fauré.

 

Mit der heißen Kaffeetasse in der Hand beobachte ich mittig im Fensterausschnitt denselben jungen Mann wie gestern morgen zwanzig nach sechs, wie er in dunkler Arbeitskluft mit zügigen Schritten die Amlich Straße hoch kommt.

 

Ich gehe Holz nachlegen, das Feuer brennt lustig, die Küche erwärmt sich.

 

Ulli erscheint in der Tür. Guten Morgen! Sie hat eine Gestaltungsidee für "Nocturne", das Gedicht für die Finissage am Freitag. Zeig mal...

 

 

 

Klappe 4 Frankenwald:

 

Vom Friedhof im Ortszentrum aus blicken wir fassungslos auf den großflächigen Hügel gegenüber, der vor einigen Jahren noch bewaldet war und nun selbst daliegt wie ein Friedhof.

 

Ungeschützt und nackt zeigt der Hügel seine Kahlheit, einige tote Fichten stehen aufrecht wie Mahnmale als Skelette auf der Kuppe.

 

Von den Menschen als Brotbäume in Monokulturen gepflanzt, sind sie jetzt unter den veränderten Klimabedingungen zur leichten Beute für den Borkenkäfer geworden.

 

Der Anblick eines Schlachtfeldes in riesigen Ausmaßen. An den Rändern wachsen Laubbäume empor und haben wunderbar frisches Maigrün ausgetrieben. Veränderung ist im Gange.

 

 

Klappe 5 Besuch im Atelier:

 

Wir hatten die Türen des Ateliers zum ersten Mal geöffnet und die Menschen kamen. Ihr Interesse und ihre Offenheit waren wie eine warme Dusche zum Tagesabschluß.

 

6. Mai

Nordhalben

 

 

Klappe 5: Skulpturenpfad zwischen Himmel und Erde

 

 

Höhepunkt des zweiten Tages ist Nordhalbens Skulpturenpfad.

 

Wir nehmen uns viel Zeit und erleben seine künstlerische, umsichtig in die Landschaft eingebettete Strahlkraft.

 

Ein wiederkehrendes Thema ist die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, die ganz in der Nähe verlief und sich heute als Grünes Band zu einem eigenen Ökosystem entwickelt hat

 

Daran knüpfen die drei umrissartigen menschlichen Figuren von Nicole Bischoff an, deren Anblick mich besonders fesselt und nicht loslässt.

 

"Die Mauer in uns" führt den Blick von Außen nach Innen, regt dazu an, Ursache und Wirkung in ihren Dimensionen zu befragen. Gleichzeitig erlaubt es die Durchlässigkeit und Leichtigkeit der Figurengestaltung, sich ganz ohne verkopften Ballast einfach nur ihrer Schönheit inmitten der Natur hinzugeben.

 

 

 

Schiefer und Holz als Materialien dieser Gegend sind über viele Generationen hindurch nutzbar gemacht worden und noch heute sichtbar an vielen Häusern und Gebäuden als Baustoff, Bedachung oder Fassade.

 

Auch wir befinden uns im Bann des Schiefers:

 

Beim Spaziergang über die angrenzende Lerchenwiese entdecken wir einen Fundus entsorgter Schieferplatten und werden zu eifrigen Sammlerinnen, die die schwarzglänzenden Schätze als Arbeitsmaterial mit ins Maxhaus nehmen. Futter für uns und Anlass für Fotografie und Wort, in künstlerische Korrespondenz zu gehen... gleich morgen...

 

 

 

Klappe 6: Mensch, ärgere dich nicht

 

 

 

Ich frage Ulli nach unserem kleinen Rundgang in Nordhalben: Welches Spiel wird hier gespielt?

 

Wir haben einiges über die Krise der letzten Jahrzehnte gehört, über Bewältigungsstrategien mit neuen Konzepten und Visionen.

 

Wo stehen die Spielfiguren, wer bestimmt die Regeln?

 

Es wäre vermessen, das Spiel Nordhalbens in einer Woche erfassen zu wollen. Aber wir haben inzwischen eine Ahnung und erste Eindrücke gesammelt, die sich im Austausch allmählich zur Gestalt formen.

 

Wir brauchen ein Spielfeld als Sinnbild.

 

Mensch, ärgere dich nicht. Wir sind damit aufgewachsen, und auch die Gamer-Generation hat es zumindest im Kindesalter mit den Großeltern gespielt. Daran lässt sich vielleicht anknüpfen.

 

Gleich neben dem Maxhaus ist ein Spielwaren-und Geschenkeladen, eines der letzten Geschäfte, das es hier noch gibt.

 

Ich geh mal rüber und frage nach, sage ich zu Ulli

 

Michael begrüßt mich und hört aufmerksam zu, als ich mich vorstelle und meinen Wunsch äußere.

 

Ihr braucht das Mensch-ärgere-dich-nicht für eure Arbeit?

 

Da musst du keines kaufen, ich habe noch ein altes, das ich euch leihen kann,wenn euch das reicht.

 

Er verschwindet kurz und kommt mit einer Schachtel wieder: Hier!

 

 

 

7. Mai

Nordhalben

 

 

 

Klappe 7: Die Buch´

 

 

 

Beim ersten Fototermin hatte Albert von ihr erzählt und versprochen, uns zu ihr zu führen.

 

Jahrhundertealt sei sie, in seiner Kindheit geheimer Treffpunkt, um dort mit den anderen Räuber und Gendarm zu spielen, später den Namen der Liebsten in ihre Rinde zu schneiden. Sie stehe heute noch an ihrem geheimen Ort.

 

Heute ist es so weit.

 

Wie verabredet, holt Albert uns in seinem Auto pünktlich ab und fährt mit uns nach Langenbach, seinem Heimatdorf auf der Hochebene, zu welchem es aber von Nordhalben aus erstmal hinunter ins Langenbach-Tal und dann wieder steil bergauf geht.

 

Am Friedhof wird das Auto geparkt. Hier beginnen ausgedehnte, eingezäunte Wiesen. Gleich neben uns weidet eine kleine Herde Kühe und Kälber. Vogelstimmen. Idylle für den Augenblick.

 

´Unsere Kindheit fand draußen statt, sommers wie winters´, sagt Albert, und weist mit dem Finger zu einem Abhang, der in den schneereichen Wintern damals zum Skifahren genutzt wurde.

 

Aus Haselruten machten sie sich im Frühling Pfeil und Bogen und zielten um die Wette.

 

´Jetzt müssen wir über den Zaun steigen´, sagt Albert,´dort unten steht die Buch´.

 

´Da war früher Wald, alles Wald, von unten herauf hat man nichts gesehen und wir waren vor den Augen der Erwachsenen versteckt.´

 

Ein mächtig großer Baum erhebt sich vor uns, von den Wurzeln bis zur Krone so ausladend, wie wir es selten gesehen haben: Die Buch´! Ein Naturdenkmal! Wie ein riesiger Umhang, eher noch: Wie ein Zeltdach breitet sich ihr Blätterkleid bis zum Boden hinab aus.

 

Albert steigt ein paar Äste hinauf, die selbst so dick wie Stämme sind.

 

Ullis Fotoapparat ist ausgepackt.

 

`Bist du bereit, Albert?´

 

Albert, der Nichtraucher, packt ein Röhrchen aus, in dem er eine Zigarette eingepackt hat.

 

Extra für heute.

 

Hier an der Buch´ hat er als 9-oder 10-jähriger Bub mit den Kameraden heimlich seine erste Zigarette geraucht.

 

`Lehn dich mit dem Rücken an den Baumstamm`, sagt Ulli.

 

`Vielleicht wird mir jetzt gleich genau so schlecht wie damals bei der ersten".

 

Alberts Erste war eine Lux mit Filter. Rot-weiß. `Ich weiß es noch ganz genau. Und mit einer Gauloise, vielleicht vom Vater stibitzt, warst du der King`.

 

Was tief in der Erinnerung begraben liegt, steigt Rücken an Rücken mit der Buch´ empor und wird lebendig. Auf Alberts Gesichtszügen liegt etwas Verwegenes, das ihn für einen kurzen Moment zu einem anderen Menschen macht- oder vielmehr eine verborgene Seite in ihm offenlegt.

 

Albert, der pflichtbewusste Schaffer und Kümmerer, sei es für die Familie, die Kirchengemeinde oder bei NohA für die Gastkünstlerinnen und-künstler, hält die Zigarette zwischen den Fingern und blickt hinaus ins Weite.

 

Dann hustet Albert, und dieser Moment unterm grünen Zeltdach der alten Buche ist vorbei.

 

 

 

Klappe 8: Stunde der Offenen Tür

 

 

 

Um fünf öffnen wir zum zweiten Mal die Ateliertür. Otmar hat die Presse eingeladen. Wir dürfen uns über kluge Fragen freuen, statt wie so oft das Gefühl zu haben, Plattitüden aufgetischt zu bekommen oder liefern zu müsse. Aber Norbert Neugebauer, Berichterstatter der Neue Presse Kronach  weiß genau, wovon er spricht- Entwarnung!

 

Unsere Zaungäste sind wie schon am Montag interessiert daran, was sich inzwischen entwickelt hat.<<

 

Die Natur als Inspirationsquelle hat sich deutlich sichtbar auf meinem Arbeitstisch ausgebreitet mit gesammelten Schneckenhäusern, gepflückten Blumen und Schieferbruchstücken. Sie scheinen den Schreibstift wie gute Geister in ihre Mitte zu nehmen.

 

 

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